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Jugendstudie Dornbirn 7.6.2019
Jugendstudie Dornbirn 7.6.2019, © HORST HUBER
Jugendstudie Dornbirn 7.6.2019
Jugendstudie Dornbirn 7.6.2019, © HORST HUBER

Demokratie

Jugendstudie Dornbirn 2019

Jugendstudie Dornbirn 2019

Jugendstudie Dornbirn 2019 Politische Anliegen von Jugendlichen in Dornbirn zu erfassen, lautete die Zielsetzung der Jugendstudie 2019. Die Studie wurde als Studentisches Forschungsprojekt der FHV, Masterstudium „Soziale Arbeit“, im Frühjahr 2019 für „jugendornbirn“ durchgeführt. Im Sommer 2019 wurde von Prof. Dr. Frederic Fredersdorf dazu eine Sekundäranalyse gemacht.

Befragt wurden dabei 661 Jugendliche aus Dornbirn im Alter von 15 bis 22 Jahren. Sie wünschen sich demnach, dass die Dornbirner Politik die Themen Aus- und Weiterbildung, Wohnen und Unterkunft, Arbeit und Beruf sowie Gewalt in den nächsten fünf Jahren besonders berücksichtigt. „Die Ergebnisse der Jugendstudie wurden interessiert im Jugendausschuss diskutiert und bilden eine sehr gute Grundlage für die weitere Arbeit in der neuen Funktionsperiode nach den kommenden Wahlen. Die Einbeziehung des Jugendnetzwerks in der Entwicklung eines konkreten Maßnahmenplans ist fest vorgesehen" so der Jugendstadtrat Dr. Alexander Juen. 

„Die Studie bekräftigt uns in unserem Anliegen, die Vermittlung von politikbezogenem Wissen schulisch und außerschulisch zu verstärken und gibt uns vor, dass wir die vier Top-Themen in der Jugendarbeit der Jahre 2020 bis 2025 prioritär aufzugreifen haben: Aus- und Weiterbildung, Wohnung und Unterkunft, Arbeit und Beruf sowie Gewalt“, sagt der Obmann des Vereins, Christian Weiskopf, MSc. 

Weitere aus Sicht der Jugendlichen zu berücksichtigende Themen sind gemäß Studienergebnis: „Gleichberechtigung und Chancengleichheit“, „Gesellschaft und Umwelt“, „Landbus Unterland, Stadtbus Dornbirn und ÖBB“, „Gesundheit und Wohlfühlen“, „Behinderung und Barrierefreiheit“ sowie „Jugendschutz und Recht“. Während das Topthema für die weiblichen Befragten analog zum Gesamtergebnis ebenfalls „Aus- und Weiterbildung“ ist, finden die männlich Befragten „Internet und Medien“ in den nächsten fünf Jahren am wichtigsten. 

Vermittlung von Politikwissen wirkt vielfach positiv

Durch die Schule oder Vereine wie „jugendornbirn“ vermitteltes Politikwissen wirkt sich laut Studie auf mehreren Politikfeldern positiv aus. So besteht ein Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit dem Angebot von „jugendornbirn“ auf Instagram oder Facebook und einer demokratie- und politikfreundlichen Einstellung, dem Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen, einer toleranten Einstellung sowie dem Wohlgefühl und der Zufriedenheit mit der Lebensqualität in Dornbirn.

In Ergänzung zu den abgefragten Themenbereichen wurde auch die Bedeutung der Europäischen Jugendziele abgefragt. So zeigt sich, dass „Umwelt“, „Gleichberechtigung“, „gute Arbeit für Alle“, „psychische Gesundheit und Wohlbefinden“ und „gutes Lernen“ ganz oben stehen. 

Interessante Detailergebnisse in Bezug auf Toleranz

Die Studienergebnisse weisen mit einem Mittelwert von 3,62 bei einer Skala von 1 bis 5 eine befriedigende bis hohe tolerante Einstellung der Jugend in Dornbirn auf. Interessant ist dabei, dass weibliche Befragte im Schnitt toleranter und weniger xenophobisch als männliche Befragte antworteten. Dies betraf beispielsweise Aussagen zu „mehr Frauen in der Politik“, das „Verreisen in andere Länder“ oder „unterschiedliche Religionen als Bereicherung für die Gesellschaft“.

Demgegenüber kreuzten Befragte mit nicht-deutscher Muttersprache eher die als weniger tolerant geltenden Aussagen an als jene Befragte mit deutscher Muttersprache. Diese Differenz bezog sich dabei vor allem auf Aussagen zu „Disziplin und Gehorsam gehören zu den wichtigsten Eigenschaften im Leben“, sich im eigenen Land manchmal „durch die vielen Einwander:innen (…) wie eine fremde Person“ zu fühlen“ oder „Zuwander:innen nehmen Menschen, die in Österreich geboren sind, Arbeitsplätze weg“. 


Geringstes Vertrauen in traditionelle und digitale Medien

Das geringste Vertrauen bringt die Jugend in Dornbirn traditionellen (15.) sowie digitale Medien (16.) bei insgesamt 16 zur Auswahl stehenden gesellschaftlichen Institutionen entgegen. Demgegenüber errangen das Bildungssystem (1.), die soziale Sicherheit (2.) und das Gesundheitssystem (3.), der Arbeitsmarkt (4.) und die innere Sicherheit (5.) die ersten  Ränge im Vertrauensindex. Demnach vertrauen die weiblichen stärker als die männlichen Befragten dem Bildungssystem, dem Europäischen Parlament sowie den Umweltschutzorganisationen. Unter männlichen Befragten genießt jedoch das politische System Österreichs und jenes in Dornbirn mehr Vertrauen als unter weiblichen. Insgesamt ist das Vertrauen der Jugend in Dornbirn in gesellschaftliche Institutionen nur durchschnittlich ausgeprägt. In Bezug auf 6 von 16 erfragten Aspekten weisen Befragte mit deutscher Muttersprache gegenüber jenen mit nicht-deutscher Muttersprache ein leicht höheres Vertrauen in die Institutionen auf. Dies bezieht sich vor allem auf das Gesundheitssystem, das politische System in Österreich, das Europäische Parlament, privatwirtschaftliche Unternehmen, soziale Organisationen und Umweltschutzorganisationen. Aufgrund dieser Ergebnisse sollte die Dornbirner Jugendarbeit und –politik nach Angaben von Prof. (FH) Dr. Frederic Fredersdorf von der Fachhochschule Vorarlberg vor allem bei Zielgruppen mit nicht-deutscher Muttersprache „Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen durch Integration steigern, ohne zu diskriminieren“.  

Fazit der Studienautoren

Prof. (FH) Priv.Doz. Dr. Frederic Fredersdorf, FH Vorarlberg: „Die statistischen Analysen der vorliegenden Jugendstudie zeigen: In der Schule vermitteltes Politikwissen und zufriedenstellende Angebote von außerschulischen Jugendeinrichtungen (jugendornbirn, Offene Jugendarbeit Dornbirn) befördern das allgemeine Interesse junger Menschen an Politik und eine tolerante Grundhaltung. Anhand priorisierter Listen von EU-Jugendzielen und zukunftsrelevanten Themen erhält die Stadt Dornbirn einen Diskussionsvorschlag für die Weiterentwicklung ihrer Jugendpolitik und Jugendarbeit. Ökologische Nachhaltigkeit, Gleichberechtigung, Bildung, Arbeit und Wohnen stehen dabei obenan. Wenngleich die Befragten gesellschaftlichen Institutionen weitgehend vertrauen und auch eine hohe gesellschaftliche Toleranz ausgeprägt haben, sind dennoch Untergruppen auszumachen, die dem positiven Trend weniger entsprechen.“ 

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