
Presse & Medien
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Wir informieren regelmäßig über aktuelle Projekte, Auszeichnungen, Besuche etc. Die Zusammenarbeit mit den regionalen Medien ist dabei besonders wichtig.
„Demokratie muss jeden Tag neu erkämpft werden!“ Stasi Opfer Matthias Melster zu Besuch in Dornbirn
Matthias Melster, Zeitzeuge des Totalitären Regimes der DDR und Stasi Opfer, brachte kürzlich 260 Schülern des BG Dornbirn und der Polytechnischen Schule Dornbirn, Lehrern aus ganz Vorarlberg und Studenten der Fachhochschule demokratiepolitisches Engagement nahe. Matthias Melster wurde aufgrund seiner gescheiterten Flucht aus der DDR im Jahr 1987 in das berüchtigte Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen transportiert und erlebte dort die Auswirkungen des totalitären Systems der DDR. Ausgehend von diesen sehr persönlichen Erfahrungen wurde thematisiert, wie sehr „Selbstverständliches“ wie Freiheit, Demokratie und Wahlrecht jeden Tag neu erkämpft werden muss. Zivilcourage, wählen-gehen, Partizipation sind hohe Werte, für die man jeden Tag neu eintreten muss. Jeder und jede kann mit seinem Engagement dazu beitragen, dass sich die Geschichte von Diktaturen und autokratischen Systemen nicht wiederholen. Matthias Melster berührte nachhaltig mit Worten und „Bildern seiner Seele“. Er ist ein Zeitzeuge „anderen Typs“, ist er doch als Jahrgang 1966, einer, der bereits als Jugendlicher und junger Erwachsener diese Erfahrungen machen musste und daher sehr authentisch erzählen konnte.
Die Veranstaltungsreihe war eine Koproduktion der Jugendabteilung der Stadt Dornbirn und der Polytechnischen Schule mit dem BG Dornbirn, jugendornbirn, PH Vorarlberg und der FH Vorarlberg. Ein herzliches Dankeschön an Projektleiter Christian Weiskopf von der Polytechnischen Schule Dornbirn!
Nachhaltige Wirkung: Was sagen die Jugendlichen?
Ich finde es unglaublich, dass Matthias Melster sich die Zeit genommen hat und uns seine Geschichte erzählt hat. Sehr rührend finde ich, dass dies noch gar nicht lange vor unserer Zeit geschehen ist. Durch diesen Vortrag wurde mir klar, wie man Menschen, mit - in den Augen anderer unwichtiger Dinge - sehr verletzen kann (z.B. Klassenmobbing). Der Satz: "Was bleibt, sind die Narben auf der Seele.", hat mir sehr zu denken gegeben. Respekt, dass du, Matthias Melster, so stark gekämpft hast!
Eva Frank
Herr Melster fesselte meine Aufmerksamkeit über die ganzen 50 Minuten seines Vortrages. Nicht nur mit Detailberichten, wie er der psychologischen Folter ausgesetzt wurde, sondern vor allem damit, dass er lebenslang schon, sogar unter Lebensgefahr, für freie Wahlen eintritt. Unter Umständen könnten diese sogar ein Regime, wie das der DDR bringen, aber das Wesentliche ist die freie Wahl: mit dem Ergebnis könne er leben.
Alexander Karu
Mir hat der Vortrag von Mathias Melster sehr gut gefallen da es sehr interessant war etwas Neues über die DDR von einem Zeitzeugen zu erfahren.
Er hat uns sehr viel über die Flucht erzählt wie man ihn und seine beste Freundin auf der Flucht erwischt hatte und ins Gefängnis gebracht hatte. Er erzählte über die Folter und schließlich wie er frei kam und nach Westdeutschland konnte. Und als er schließlich frei war konnte er sich gar nicht daran erfreuen, weil er das Glücklich-sein in den fünf Monaten Einzelhaft verlernt hatte…
Nadine Haidner
Ich fand den Vortrag von Mathias Melster sehr spannend weil mir die Geschichten über die DDR schon immer interessiert haben da meine Mutter auch aus der DDR kommt.
Meine Mutter war in der DDR zeit noch ziemlich klein und weiß daher nicht viel darüber.
Matias Melster zuzuhören war für mich sehr interessant sowieso was ihm alles im Gefängnis geschah, die Flucht mit seiner besten Freundin und einiges mehr.
Ich denken mir nur wie schrecklich das alles für ihn war und wie froh ich bin das es meiner Mutter und ihrer Familie nicht so erging, sonst würde es mich heute vielleicht gar nicht geben.
Nina Wielander
Am Dienstag den 1. März war Mathias Melster bei uns an der PTS Dornbirn und hat uns von seiner schrecklichen Zeit in der DDR erzählt. Für mich persönlich war es sehr spannend und interessant zu erfahren wie so etwas früher abgelaufen ist. Ich würde nicht mit Mathias Melster tauschen wollen, denn für mich hat sich alles sehr dramatisch und schrecklich angehört. Die Foltereien die er durchmachen musste, waren ein Graus! Ich habe wirklich Respekt vor Mathias Melster, allein auch das er darüber erzählen kann, auch wenn es ihm schwer fällt, er zieht sein Ding durch und lebt sein Leben! Es hat mich sehr gefreut, dass ich so einen Zeitzeugen aus der DDR kennen lernen durfte, und uns so ein Vortrag ermöglicht wurde!!
Enedina Scherrer
Mich haben die Erzählungen von Matthias Melster sehr beeindruckt! Es war sehr interessant, was er uns erzählt hat – obwohl ich sehr, sehr müde war. Wir hatten die Nacht zuvor in der Schule verbracht, da wir mit unseren Lehrern Frau Ponizilova und Herr Karu eine Theaternacht hatten. Ich hätte Matthias Melster aber noch Stunden lang zuhören können! Es war einfach genial!! Ich hoffe, dass er uns in der Berlinwoche das Gefängnis Hohenschönhausen zeigt und ich hoffe, dass es öfters solche Vorträge geben wird.
Gülnur Erten
Das war eine super Veranstaltung! Schade, dass Matthias Melster nur eine Stunde Zeit hatte. Ich habe Dinge gehört, von denen ich sonst nie etwas erfahren hätte.
Francesca Tino
Kontakt
Jugendabteilung Stadt Dornbirn, Elmar Luger, 05572 306 4400, elmar.luger(at)dornbirn.at
Polytechnische Schule Christian Weiskopf, christian-weiskopf(at)gmx.at
Linktipps:
Website Matthias Melster: http://www.matthias-melster.de/
Film „Der irrationale Rest“ – Dokumentarfilm über Matthias Melster:
http://www.kino.de/kinofilm/der-irrationale-rest/77570.html
Gedenkstätte Stasi Gefängnis Hohenschönhausen:
Foto, v.l.n.r.: Jugendkoordinator Elmar Luger, Bürgermeister Wolfgang Rümmele, Matthias Melster, Stadtrat Guntram Mäser, Christian Weiskopf (Organisator), Gruppenleiter Roland Andergassen
Weitere Informationen: Biographie Matthias Melster (=autorisierter Text)
Matthias Melster - ein Zeitzeuge des totalitären Systems der DDR
Matthias Melster wurde 1966 in Ost-Berlin geboren. Mit 14 Jahren bekam er erstmals Schwierigkeiten in der DDR, weil er einen verbotenen Aufnäher mit der Aufschrift "Schwerter zu Pflugscharen" am Ärmel trug. Er wurde auf eine Polizeiwache gebracht, wo er den Aufnäher abtrennen musste. Außerdem wurde er vor den Schuldirektor zu einem Disziplinargespräch zitiert. Obwohl er der Zweitbeste seiner Klasse war, durfte er in der DDR kein Abitur machen. Seinen Wunsch, Medizin zu studieren, konnte er deshalb nicht verwirklichen. Stattdessen machte er eine Ausbildung als Zahntechniker. Aus pazifistischer Überzeugung lehnte er jedoch das so genannte Sportschießen ab, das Teil der obligatorischen vormilitärischen Ausbildung war, wodurch er erneut in Schwierigkeiten geriet. Melster stellte schließlich einen Antrag auf Ausreise in die Bundesrepublik, wodurch der Druck auf ihn weiter zunahm. Mehrmals bestellte man ihn zu Gesprächen mit Offizieren des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), die ihn zu seinen Ausreisegründen vernahmen. Nach drei abgelehnten Ausreiseanträgen beschloss er im Frühjahr 1987, mit der besten Freundin seiner Freundin, die beide Susanne heißen, über die Tschechoslowakei aus der DDR zu fliehen. Die Flucht misslang und beide wurden im April 1987 verhaftet. Nach 14-tägiger Haft in tschechischen Gefängnissen kam Melster in die zentrale Untersuchungshaftanstalt des MfS nach Berlin-Hohenschönhausen, wo er fünf Monate lang verhört wurde. Ein DDR-Gericht verurteilte den 21-jährigen wegen "ungesetzlichem Grenzübertritts" zu einem Jahr und zehn Monaten Gefängnis.
Matthias Melster ist Vertreter einer Einstellung, die in unserer Zeit oft vermisst wird: Er war sich bewusst, dass sein Tun und Handeln Schwierigkeiten für ihn persönlich und seine Familie verursachen würde. Trotzdem konnte er nicht anders, als seinem Gewissen zu folgen und zu seiner Grundhaltung zu stehen.
In der Vortragsreihe sollen Jugendlichen Begriffe wie Freiheit und Unfreiheit, Mut und Angst oder Leichtsinn, Engagement und Gleichgültigkeit sowie Demokratie und Totalitarismus an Hand der Erinnerungen von Matthias Melster erläutert werden.
Als Zielgruppen wurden sehr bewusst Schüler unterschiedlichster familiärer wie sozialer Herkunft gewählt. Alle Jugendlichen werden bei den nächsten Land- und Nationalratswahlen wahlfähig sein. Matthias Melster war die Möglichkeit der freien Wahl als Jugendlicher nicht gegeben. Ein Umstand, der den Jugendlichen an Hand eines der weißen Folter ausgesetzten Opfers einer kommunistischen Diktatur eindrucksvoll nahe gebracht werden kann.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Einladung ist der Begriff der Partizipation. Wir leben in einer Zeit in der es an sich relativ leicht fällt, politisch zu partizipieren und politisch zu agieren. Internet, Mails und soziale Netzwerke sollen an dieser Stelle erwähnt sein. Leider stellen wir jedoch in unserem beruflichen und privaten Alltag vermehrt fest, dass Menschen zunehmend politik- und/oder demokratie-verdrossen sind.
Vorträge und Weiterbildungen mit Lehrenden, Studierenden und Interessierten der Fachhochschule und Pädagogischen Hochschule Vorarlberg runden seinen fast 4-tägigen Besuch in Dornbirn ab.
Es ist uns als Politische Bildner ein Anliegen, diesen Tatsachen entgegenzuwirken und Jugendlichen einen positiven Zugang zum Thema „Wachsamkeit - Demokratie als Chance“ zu verschaffen.